Guayaquil / Quito
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Eine Fahrt durch die Anden
Als Schiffselektriker und musste
ich leider bei Lösch- und
Ladebetrieb immer an Bord bleiben.
In
Guayaquil hatten wir immer lange Liegezeiten, 5, 6, 7, manchmal mehr als 10
Tage. An diesem besonderem Wochenende hatten wir keinen
Löschbetrieb und daher Freizeit. Der Gasterminal liegt weit vom Zentrum der
Stadt, diese Wege sind nun einmal beschwerlich. Mit der Kriminalität auf den
Straßen ging es, schlechte Erfahrungen machte ich keine, obwohl ich
öfter erst morgens zum Wecken an Bord zurück war. Nur meine Kamera nahm ich
aus Vorsicht nicht mit. Nun die Reise nach Quito
oder wie 3 Maaten
planlos in Ecuador herumirrten.
Am
Samstag, den 23.04.83 fuhren wir drei Maaten, der 2. Ing. der Motorwärter
Bernd und ich, der „Blitz“,
von Guayaquil nach
Quito, der Hauptstadt Ecuadors, besser gesagt flogen
wir. Die Reise war nicht geplant und nicht vorbereitet, da man in der
Gasfahrt kaum Pläne machen kann; immer kommt
alles anders, als man denkt! So mussten wir also einige Pannen meistern. Es fing damit an, dass kein Taxi bestellt war, so gingen
wir erst mal zu Fuß von der Pier zur
Hauptstraße. Das waren einige Kilometer staubiger Schotterweg. Irgendwann
hielt ein Pritschenwagen. Hintendrauf ging es dann zum Airport von Guayaquil. Der nächste Flug um 11 Uhr war leider ausgebucht. Wir buchten
und bezahlten einen Flug nach Quito. Dann gingen wir in der
City etwas essen. Um 14 Uhr ging unsere Maschine
ohne uns. Die drei Maaten von
der Deltagas hatten den Flug verpasst. Irgendwie hatten wir etwas
nicht verstanden, oder aber nicht aufgepasst. Also weiter warten. Als wir
gegen 17 Uhr in das nächste Flugzeug einstiegen, nächste Überraschung,
andere Fluggesellschaft, Tickets noch einmal bezahlen. . . .Gegen 18 Uhr
flogen wir dann endlich ab, waren leicht enttäuscht über unsere
Dusseligkeit. Knapp eine Stunde später landeten wir in Quito. Es war richtig
frisch, und das direkt am Äquator. Allerdings liegt Quito auf einem Plateau, ca. 1800 m über NN. Rundum sind noch wesentlich höhere Berge. Der Höchste
ist 5790 m hoch. Dieser ist mit einer weißen Kappe aus Eis und
Schnee versehen, das sahen wir aber erst am nächsten Tag.
Mit einem Taxi suchten und fanden wir ein Hotel. Nach dem Duschen und
Kleiderwechsel guckten wir uns die Gegend des Hotels an. Hier
war es lange nicht so tropisch-feuchtheiß, wie in Guayaquil,
ungefähr europäisches Klimaherrschte hier oben, ganz angenehm. Die
Straßen waren wie leergefegt, aber wesentlich sauberer als in der
Hafenstadt. In einem kleinen Laden sahen
wir einige deutsche Artikel, besonders das Becks Bier aus Bremen fiel auf. Jeder nahm eine Flasche mit
für den Spaziergang. Eine wahre
Freude, mal wieder ein anständiges Bier zu genießen, so
zogen wir durch die Straßen. In einem gepflegtem Restaurant speisten wir dann. Steaks mit Vorsuppe, Salat und Dessert
schmeckten vorzüglich. Nach dem Essen, was sehr billig war, versuchten wir langsam, den Rückweg zum Hotel zu finden. Ein Taxi brachte uns schließlich dorthin.
Unser Eindruck von diesem Abendbummel war, dass dieser Stadtteil von Quito
sehr sauber ist, sauberer als in der Sumpflandschaft
von Guayaquil. Ein Abenddrink in der Hotelbar beendete den Tag. Die
Hotelzimmer waren sehr gut und großzügig ausgestattet.
Am
nächsten Morgen trafen wir uns gegen 8.00 Uhr zum Frühstück. Es war ein
sonniger Morgen. Nach dem Frühstück räumten wir das Hotel und fuhren
zum Flughafen, wo unsere „Pechsträhne“ weiter ging. Da erst einmal nichts zu
machen war, alles voller Menschen an den Schaltern, fuhren wir mit einem
Taxi zum Äquator-Denkmal, welches sich etwa 15 km nördlich der Stadt
Quito befindet. Die Fahrt dauerte 20 Minuten. Die Straßenverhältnisse
waren gut.
Das Monument wurde 1936 erbaut. Im Inneren befinden sich Ausstellungsräume,
eine Treppe und ein Fahrstuhl fù hrten nach oben, wo sich einem eine
hervorragende Aussicht bietet.
Gekrönt wird das Denkmal von einer Nachbildung der Erdkugel aus Metall. Das
ganze Monument bildet einen quadratischen Turm. An allen 4 Ecken sind kleine
Säulen aufgebaut Das ganze Denkmal ist 40 bis 50 m hoch, und es liegt 2483
m über NN. Bewacht wird es vom Militär.
Auf dem breiten gepflastertem Weg zum Eingang des Denkmales verläuft mittig
eine Linie, welche den Äquator darstellen soll. Im Kreis um das
Bauwerk ist eine runde Rasenfläche angelegt. Ein Weg
führt außen herum Es ist ein gewaltiges und beeindruckendes Bauwerk.
Währenddessen wartete unser Taxifahrer. Gegen 11 Uhr trafen wir wieder auf
dem Flughafen ein. Diesmal waren die Büros noch geschlossen.
Enttäuscht machten wir uns auf die Suche nach
einem Mittagessen. Wir fanden eine Imbissbude. Um 14 Uhr erfuhren wir
am Flughafen, dass die Tickets – in Guayaquil gekauft -
nicht zu verwenden waren, Umschreiben ging nicht. Zum anderen seien die nächsten Flüge
ausgebucht. Eine Stunde später
wussten wir immer noch nichts, langsam musste etwas passieren. . . .
Da
kam mir die Idee, mit einem Taxi von Quito nach Guayaquil zu fahren. Die
Entfernung beträgt ungefähr 450 bis 500 Kilometer, und über die
Straßenlage wussten wir auch nichts.
Nachdem wir den Preis für die Fahrt ausgehandelt hatten, ging es los.
Zunächst fuhr der Taxifahrer zu seiner Familie, um sich zu
verabschieden, auch nahm er seinen Sohn mit. Wahrscheinlich
war es eine Weltreise für den Fahrer.
Hoch oben auf dem Berghang wohnte er. Der ganze Hang war dicht
bebaut, Hütte an Hütte. Nur enge Straßen waren hier. Auf diese
Weise lernten auch etwas von der Ärmeren Bevölkerung Quitos kennen. Mein Seefahrtsbuch! Angemustert 03.02.83 in Guayaquil; Abgemustert 16.08.83 Rio Hainer, Dominikanische Republick Dann ging es los:
Es fing mit einem starken
Regen an, das Wasser stürzte in gewaltigen Strömen die Straßen
und Wege hinab. So verließen wir Quito.
Aus der Stadt heraus wurde
die Straße sehr gut und breit.. Nun kam eine Hochebene, wir bewegten
uns in einer Höhe von 1500 und 3000 m über NN.
Vereinzelnd tauchten kleinere
Ortschaften auf. Die Behausungen waren vielfach nur einfache
Bretterbuden. Dann kam wieder ein Sturzregen, wir konnten
nur wenige Meter weit sehen, der Fahrer musste langsamer werden.
Langsam ging es auf das
Hochgebirge der Anden zu. In der großen Höhe befanden wir uns manchmal in
den Wolken, es war Nebel. überall Bananenpalmen. So ging es auf
und ab, die Straße immer noch gut.
Mich, aus dem Norden Deutschlands kommend, beeindruckte diese
Bergfahrt mächtig. Das erste Mal in den Bergen, und dann
noch in den Anden. Einfach herrlich anzusehen, die grünen, teilweise sehr
steilen, Hänge. Der Nebel war nicht überall, nur in einer bestimmten Höhe.
Vereinzelt tauchten kleine Hütten auf, die auf wenigen
Quadratmetern standen, daneben steile Hänge, welche in
schwindelnde Tiefe oder große Höhen gehen. Ab und zu kamen tiefe Schluchten,
wo ich mich kaum traute, herunter zu schauen. Einige Kreuze sah ich am
Wegesrand, wahrscheinlich kamen hier Menschen ums Leben.
Hübsche kleine Wasserfälle kamen in mein Blickfeld.
Dann, ein kleiner Bach, der munter vor sich hin sprudelte und schnell mächtiger wurde. Zuletzt war dieser Bach schon einige Meter breit. Wo dieser
kleine Fluss wohl hinführte? Vielleicht fahren auch Schiffe darauf?
So kommen eben die Gedanken. Langsam wurden die Berge immer
kleiner und gingen in Flachland über. Inzwischen wurde eine Tankpause
eingelegt.
Die Orte an der Hauptstrasse in Richtung Süden sind im Gebirge sehr dünn
gesät. Wir kamen durch drei oder vier kleine Dörfer. Unser Taxi war in
einem schlechten Zustand, die Hinterachse klapperte gefährlich. Mit einem
Tempo von 60 – 70 km/h fuhren wir. Gegen 18 Uhr tauchte das nächste
Dorf auf. Die Häuser wieder in einem viel besseren Zustand als im Gebirge. An einer Tankstelle gab es eine Imbisspause. Der
Taxifahrer verschwand unter dem Wagen, er konnte aber
nichts verbessern, so ging es weiter Das Reisetempo wurde langsamer und ein
Fahrerwechsel gemacht. Dann
wurden die Straßen schlechter, es tauchten
viele Schlaglöcher auf.
Plötzlich setzte der Wagen ganz fürchterlich auf, es rumorte sehr laut im
Auto und dann hatten wir hinten links einen Reifen platt.
Während des Reifenwechsel musste es natürlich
wieder mal kräftig regnen, aber der Reifen war schnell
gewechselt, und weiter ging die Reise. In dem nächsten Dorf wurde eine
Werkstatt für den Reifen gesucht und gefunden. Um 22.30 begann die
Reifenreparatur. Es mussten zwei Reifen geflickt und eine Felge
ausgebeult werden. Die Werkstatt war eine einfache
Bretterbude direkt am Straßenrand, die Werkzeuge
einfach und primitiv. In
der Ecke stand ein E-Motor mit aufgeschraubtem Schleifstein ohne
irgendwelche Schutzbleche. Daneben eine Presse mit heizbarem
Unterteil zum Vulkanisieren der Reifen. Die Temperatur des heizbarem
Unterteiles prüfte der Schlosser mit einigen Spritzern Wasser. Gegenüber des
Einganges stand der Kompressor für Druckluft von einem Elektromotor
angetrieben. Viel Werkzeug war da nicht, aber es reichte wohl. Der
Schlosser gefiel mir, schien ein ganz fleißiger Handwerker zu sein,
der sein Fach verstand. Eben nach 24 Uhr ging es endlich weiter. Gute
150 Kilometer lagen noch vor uns, und wir wurden müde. Aber auch unsere
beiden Taxifahrer. Das Geräusch an der Hinterachse war noch da, es wurde
aber nicht lauter. So fuhren wir mit 50 – 60 km/h nach Guayaquil.
Auf den letzten 50 Kilometern wurde die Strasse beängstigend schlecht.
Ringsrum waren viele große Wasserflächen im schwachen Mondlicht zu sehen.
Die Straße war schon keine mehr, so schlecht sah alles aus. Einige
Kilometer vor dem Stadtrand musste der Fahrer eine Maut entrichten. Wir
kamen in Guayaquil an. Wir entließen und bezahlten unseren
Fahrer. Mit einem anderen Taxi ging es quer durch die Stadt zu
unserem Schiff M/T „Deltagas“.
Gegen 02.10 Uhr waren wir endlich wieder an Bord.
Mir hat diese Reise sehr gefallen, auch wenn wir viele Schwierigkeiten
bewältigen mussten. Beim nächsten Mal wird wieder etwas
ähnliches geplant.
Trotz alle Probleme würde ich wieder eine solche Taxitour machen. So 120 US
$ hat das Taxi gekostet. Durch drei Mann geht das. Für das Flugticket hatten
wir jeder 20 US $ gezahlt.
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